GoogleEarthArt. Googles Online-Kartendienste in der zeitgenössischen Kunst
Hanny Oldendorf
GoogleEarthArt. Googles Online-Kartendienste in der zeitgenössischen Kunst
Hanny Oldendorf
Durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien hat sich die Kartografie von Grund auf verändert, von der kontinuierlichen Erfassung georeferentieller Daten bis zur Möglichkeit des Flanierens im Street View-Modus. Googles unerschöpfliches Vorhaben, die Welt digital zu rekonstruieren, hat die Weltkarte in eine multifunktionale Abbildungsfläche oder ein dreidimensionales Modell verwandelt, das aus verschiedenen räumlichen und zeitlichen Perspektiven betrachtet und auf dem jegliche Form von Information verortet werden kann. Die Darstellung und Wahrnehmung von Wirklichkeit durch die Karte ist ein in der Kunst immer wiederkehrendes Motiv.
Das Forschungsvorhaben umfasst die Katalogisierung, Kategorisierung und Untersuchung von künstlerischen Arbeiten, die als Grundlage die kartographische Bild- und Formensprache der Onlinekartendienste Google Maps, Google Street View oder Google Earth verwenden. Serielles Arbeiten, die Multiplikation von Autorschaft, immersive Techniken der audiovisuellen und taktilen Simulation der Wirklichkeit, sowie Fragen nach der Indexikalität von Hybridbildern, beispielsweise aus topografischen Daten und Satellitenbildaufnahmen, stellen sich in der Untersuchung dieser Kunstwerke als wichtige gemeinsame Parameter heraus.
Sich mithilfe der vielfältigen technischen Möglichkeiten auf der virtuellen Erdoberfläche zu bewegen und sich auf der zurückgelegten Strecke Zugang zu Bildern und Informationen zu verschaffen, stellt eine neue Form des Reisens dar. Hier haben Karten weniger mit Praktikabilität zu tun, als vielmehr mit der Erfüllung einer Sehnsucht, unbekannte Dinge zu entdecken. Nicht nur urbane Gegenden können bereist werden, wie bei einem Rundflug über die bereits detailliert dreidimensionalisierte Lagunenstadt Venedig, sondern auch weit entlegene und schwer zugängliche Orte, wie die sibirische Tundra. Digitales Reisen bildet den Ausgangspunkt der künstlerischen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzung, verbunden mit der Frage, welche Rolle physische Anwesenheit in Zeiten virtueller Mobilität spielt, wie also eine Materialisierung von virtuellen Erlebnissen aussehen kann und ob die Authentizität des physisch-realen Erlebens virtualisierbar ist.
Körper //ohne Körper
Joke Janssen
Körper //ohne Körper
Joke Janssen
„The transsexual body is an unnatural body.“ (Stryker 2006)
In meiner Dissertation suche ich nach Materialisierungen von trans*, die auskommen ohne das herkömmliche Aufrufen (nackter) postoperativer Körper, Körper mit Narben oder derer, die sichtbar nicht in ein hetero- und cis-normatives Bild passen.
trans* bezieht sich auf Personen, die sich nicht als Frauen oder Männer oder als innerhalb eines binären Zwei-Geschlechtersystems verortet definieren.
Meine textliche und künstlerische Arbeit sind als Suche konzipiert. Ich habe Interviews geführt und lasse multiple Stimmen durch das Projekt sprechen. Es geht hierbei um die Möglichkeitserforschung einer kollektiven trans*queeren Materialisierung im Sprechen, Zuhören, in Bewegung/en und im wiederholenden Umarbeiten von Wissen, sowohl eines hegemonialen als auch eines subkulturellen Wissensarchivs. Zentrale Konzepte der Arbeit sind das Fließen (der Gedanken, Stimmen, Körper und Bewegungen), das Abjekte (als Ort und überbordende Materialisierung jenseits einer Subjekt-Objekt-Trennung) und trans*queere Auffassungen von Verwandtschaft (kinship).
Der künstlerische Teil der Dissertation besteht aus zwei Schwerpunktsetzungen. Zum einen aus dem Umgang mit Pech als langsam fließendem Material, das erlaubt über Zeit und die Wahrnehmung sich verändernder Verkörperungen nachzudenken. Zum anderen aus einer performativen Suche nach kollektiven Äußerungsmodalitäten, wobei auf Themen des Konsenes und Dissenz’ und Kommunikation innerhalb des Kollektivs fokussiert wird.
Prinzipien der Kombinatorik in der postdigitalen Kunstpraxis (AT)
Merle Radtke
Prinzipien der Kombinatorik in der postdigitalen Kunstpraxis (AT)
Merle Radtke
Längst ist es nicht mehr allein die Bildgenese, welche die vornehmliche Aufgabe der bildenden Kunst darstellt. Im Rahmen des Digital Turn's hat die künstlerische Aneignung von vorhandenem Bild-, Film-, Text- und Tonmaterial deutlich zugenommen. Inhalt meiner Dissertation stellt daher die Untersuchung des künstlerischen Umgangs mit der Hyperzirkulation von Bildern, die künstlerische Auseinandersetzung mit der Rezeption und Distribution von Bildern und Informationen dar. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung der Bildkombinatorik vor dem Hintergrund einer rhizomatischen Struktur – einer Netzstruktur, die eine Pluralität von Sichtweisen, eine stetige Veränderung, Querverbindungen sowie assoziative Verknüpfungen zulässt. Welche Formen wählen die Künstler_innen der sogenannten Post-Internet-Art, um dem vielfältigen Material zu begegnen und inwiefern hält die Dynamisierung des Denkraums Einzug in die künstlerischen Arbeiten? Welche ästhetischen Strategien nutzen die Künstler_innen, um der Bilderflut zu begegnen? Welche erzählerischen Spielräume eröffnen sich? Die Werke können als Mittel der Destabilisierung und Entdeckung betrachtet werden, welche den Prozess des Verknüpfens und Auflösens, ein Denken in Relationen, das komplex, brüchig und offen sein kann, anstoßen. Dabei schwingt nicht zuletzt die Frage mit, wie digitale Medien und Technologien die Sicht auf die Welt, unsere Sprache und Identität verändert haben. Was bedeutet es, wenn das Digitale strukturelle Gegenwart ist? Inwieweit stellt das Internet ein Modell der Bildproduktion dar?
From Universe's View. Zur bildpolitischen Bedeutung der vertikalen Perspektive
Vera Tollmann
From Universe's View. Zur bildpolitischen Bedeutung der vertikalen Perspektive
Vera Tollmann
Das Promotionsvorhaben fragt nach den Verbindungen zwischen der Erforschung des Weltraums im 20. Jahrhundert und dem gegenwärtigen Interesse am Weltraum und der Abbildung der Erde anhand von zwei Beispielen, dem Kurzfilm „Powers of Ten“ aus dem Jahr 1968/77, mit dem Charles und Ray Eames neue Perspektiven sowie Mikro- und Makro-Maßstäbe in das gesellschaftliche Bildrepertoire einführten, und der internetbasierten Anwendung Google Earth, die seit 2005 existiert. Wie unterscheiden sich die Bilder aus einer Zeit der Exploration von der gegenwärtigen Bildproduktion, die durch die Organisation großer Datenmengen gekennzeichnet ist? Welche Konstellationen von Politik, Technologie und Ästhetik repräsentieren dann die jeweiligen Darstellungen? Wie haben sich die Bildgebungsverfahren im Mikro- und Makrobereich verändert?
Diese Arbeit argumentiert ausgehend von historischem und aktuellem digitalen visuellen Material, das miteinander in Beziehung gesetzt und mit Virtualitäts- und Sichtbarkeitstheorien sowie aktuellen Medientheorien gegengelesen werden soll. Damit verbunden ist die Frage, wie sich Diskurspraktiken verändert haben. Zwei (Kamera-)Perspektiven – die Vertikale und die vernetzte (in Netzwerke eingebettete) Perspektive – sollen deshalb auf ihre bildpolitische Bedeutung hin untersucht werden. Mobile screens und Kameras sind es, mittels derer der User in den digitalen Raum embedded wird. Dem disembodied view from above wird ein „embodied nature of vision“ (Donna Haraway) entgegnet, so die Hypothese.
Resonanzen des Virtuellen. Das Bewegungs-Profil und das Zeit-Profil der Musik
Benjamin Sprick
Resonanzen des Virtuellen. Das Bewegungs-Profil und das Zeit-Profil der Musik
Benjamin Sprick
Die Dissertation bearbeitet eine Problemstellung im Spannungsfeld von Musiktheorie, Philosophie und musikalischer Komposition: Sie geht von der Frage aus, ob sich der von Gilles Deleuze in seinen beiden Kino-Büchern ausführlich beschriebene Übergang von einem Bewegungs-Bild zu einem Zeit-Bild im Film – unter veränderten Vorzeichen – auch in der Musik aufzeigen lässt. Nach methodischen Vorüberlegungen, die sich mit den systematischen Schwierigkeiten einer ‚Übertragbarkeit’ von Deleuzes Film-Denken auf die Musik befassen, soll auf der Grundlage einer genauen Zeit-Analyse verschiedener Werkausschnitte unterschiedlicher Kompositionsepochen der Versuch unternommen werden, ein Bewegungs-Profil und ein Zeit-Profil der Musik begrifflich zu konzipieren. Während die Zeit im Bewegungs-Profil aus der musikalischen Bewegung hervorgeht ist sie im Zeit-Profil in ihrer transzendentalen Form ästhetisch erfahrbar: als reine Virtualität bzw. Selbstaffektion durch sich selbst. Diese These, die in einem dritten Schritt anhand eigens für die Dissertation komponierter Klangbeispiele untermauert werden soll, kennzeichnet das Vorhaben als Versuch, eine musikalische Ästhetik des Virtuellen zu entwickeln. Es fragt nach den Bedingungen, unter denen sich das Virtuelle musikalisch wahrnehmen und empfinden lässt.
Animismus und Figuren der Verlebendigung in visuellen Medien
Christian Blumberg
Animismus und Figuren der Verlebendigung in visuellen Medien
Christian Blumberg
Die Dissertation untersucht Animismus als eine medienspezifische Praxis von Verlebendigungsformen, die sowohl im Bereich der Wissensvermittlung als auch in den Künsten anzutreffen ist. Museen, die virtuellen Räume des Internets, und insbesondere das Kino werden dabei als animistische Möglichkeitsräume betrachtet. Die dort zu beobachtenden Formen der Verlebendigung verdanken sich dem Einsatz (künstlerischer) Techniken und Medien, werfen aber auch rezeptionsästhetische Fragestellungen auf. Exemplarische Analysen sollen vor allem das digitale Filmbild (im Kino wie in der zeitgenössischen Kunst) nach seinem ‚vitalistischem’ Potenzial befragen.
Die Dissertation versteht sich dabei auch als Beitrag, Animismus innerhalb eines ästhetischen Vokabulars zu verorten, ohne die dem Begriff inhärenten ideengeschichtlichen Spannungen zu unterschlagen. Die Bedeutungssphäre des Animismus erschöpft sich nämlich nicht in Fragen nach technischen oder medialen Dispositionen. Die Debatte um ein neuerliches Denken des Animismus, die mit Anselm Frankes gleichnamigen Ausstellungsprojekt neu entflammt ist, koppelt den Begriff untrennbar an jene Teile der Theorie, die ein dualistisches Weltbild einer Revision unterzieht, indem sie Natur und Kultur, Subjekt und Objekt sowie analoge und digitale Facetten der Welt nicht länger als getrennte Sphären betrachtet. Animismus erzählt somit auch vom Handlungsvermögen der Dinge und einer neuen Konzeption der Natur. Das Sprechen vom Animismus fordert daher ein spekulatives Denken, welches auch Kunstdiskurse zuletzt dominiert hat. Es bietet aber zugleich ein Korrektiv: Ob seiner wissenschaftlichen Begriffsgeschichte enthält der Animismus stets auch eine Tradition der Kritik, die in dem Promotionsvorhaben ebenso herausgearbeitet werden soll.
Back to the Future of the Time-Image (AT)
Joachim Glaser
Back to the Future of the Time-Image (AT)
Joachim Glaser
Henri Bergson folgend geht Gilles Deleuze in seinem zweiten Kino-Buch „Das Zeit-Bild“ (1985) von einer virtuellen Zeit aus, die als Gegenwart in die Zukunft voranschreitet, sich zeitgleich virtuell in die Vergangenheit einschreibt und wieder aktualisiert bzw. vergegenwärtigt werden kann. Deleuze zufolge kann der Film als „Zeit-Maschine“ genau diese doppelte Bewegung leisten bzw. diesen virtuellen Aspekt der Zeit erst sichtbar werden lassen.
In meinem theoretischen Promotionsvorhaben werde ich den Begriff des „Zeit-Bildes“ und insbesondere dessen Unterkategorie des „Kristallbildes“, in dem Deleuze die Wechselbeziehung von aktuell-virtuell verortet, einer Neubewertung unterziehen. Ausgehend von dem Autorenkino der 1940er bis 1980er Jahre – insbesondere den ersten Spielfilmen von Alain Resnais, die Deleuze zur Formulierung seines neuen Bildtypus dienten – liegt mein Fokus auf Filmen, die nach Deleuzes Veröffentlichung entstanden sind oder nicht von ihm berücksichtigt wurden. Neben narrativen Filmen, die Zeit- und Erinnerungsreisen erzählen, untersuche ich ferner Arbeiten, die über einen vordergründig zeitlichen Aspekt hinausgehen – wie die Verhandlung von anderen (fiktiven) Dimensionen und von Bewusstseinsveränderungen wie Traum und gestörte Wahrnehmung – und werde versuchen, weitere virtuelle Potenziale des Mediums Films aufzuzeigen. Ferner erweitere ich das Untersuchungsfeld auf künstlerische Filme und Film-/Video-Installationen, die heutzutage viel stärker mit Zeit experimentieren als das im Kino zu Deleuzes Zeiten der Fall war.
Den künstlerischen Teil der Promotion bildet die Video-Installation „Uncanny“ (AT), die sich anhand des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses mit Aspekten des Virtuellen, des Nicht-Sichtbaren, des Unheimlichen (nach Freud) und des „horror vacui“ (Angst vor der Leere) in der Architektur auseinandersetzt. Neben dem abgeschlossenen Rohbau, der gleichermaßen als architektonische Rekonstruktion wie als künstlerische Dekonstruktion eines späteren Nicht-Sichtbaren interpretiert werden kann, durchschreitet die Kamera als „genius loci“ (Geist des Ortes) die Schlossbauhütte sowie ein Lager mit Inventar des Palastes der Republik und verweist dadurch auf die Vergangenheit des Schlosses.
Die Virtualität der nuklearen Verwüstung. Der Trinity Test und seine (fotografische) Abbildbarkeit.
Eva Castringius
Die Virtualität der nuklearen Verwüstung. Der Trinity Test und seine (fotografische) Abbildbarkeit.
Eva Castringius
Anhand des ehemaligen Kernwaffenforschungsareals, der so genannten Trinity Site im US-Bundestaat New Mexico, beschäftigt sich Eva Castringius in ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Dissertation mit der Abbildbarkeit von Radioaktivität, ihrer räumlichen Organisation und kulturellen Konstruktion. Den Ausgangspunkt bildet fotografisches Dokumentationsmaterial der nuklearen Bombenexplosion auf dem Testgelände im Jahre 1945. Solches Material erlaubt eine Untersuchung der indexikalischen Einschreibungen durch eine atomare Zerstörung. Die kontaminierte Landschaft des Versuchsgeländes sowie dessen zirkulierenden Abbildungen und Erscheinungsformen werden dabei als vitales Gefüge verstanden.
Die Vermessenheit von Google Maps
Moritz Ahlert
Die Vermessenheit von Google Maps
Moritz Ahlert
Kartografie war in ihrer langen Geschichte noch nie so populär und allgegenwärtig. Es werden mehr Karten produziert und genutzt als jemals zuvor. Immer mehr Informationen werden digital freigegeben, aufgezeichnet und gespeichert – und Karten sind Teil dieser derzeit exponentiell anwachsenden Datenflut. Dazu tragen Unternehmen wie Google oder Hersteller von Navigationssystemen und Entwickler von Apps bei. Solche Datenmengen in visualisierbare Informationen zu verwandeln, aus denen sich Wissen ableiten lässt, ist eine neue Herausforderung. Für das Vorhaben zentral ist dabei die Frage, wie Web 2.0-Kartendienste unter solchen Bedingungen für Prozesse des buttom up und empowerment nutzbar gemacht werden können, etwa bei partizipativen Planungsprojekten in der Stadtentwicklung, bei der Organisation von dezentralen politischen Protestaktionen oder bei der kollektiven Wissensgenerierung?
In dem künstlerisch-wissenschaftliche Dissertationsprojekt muss daher analysiert werden, in welchem Verhältnis neue Technologien der Visualisierung und Wissensgenerierung von Online-Kartendiensten zu Herrschafts-Techniken der Überwachung, Zensur, Manipulation, Kontrolle, dem Tracking sowie der kommerziellen Nutzung von Informationen stehen. Das Vorhaben gliedert sich dabei in einen Theorieteil und eine praktische Fallstudie in Mexiko-Stadt, in Kooperation mit dem Goethe-Institut Mexiko und dem Casa Del Lago JUAN JOSÉ ARREOLA (UNAM).
Eine zukünftige Geschichtsschreibung der Gegenwart
Tobias Muno
Eine zukünftige Geschichtsschreibung der Gegenwart
Tobias Muno
Die Transzendentalphilosophie hat sich seit der Romantik in zwei Stränge geteilt. Sowohl in eine zeitgenössische Ethik, wie sie sich in der Philosophie Rawls zeigt, als auch in einer Maschinentheorie, wie sie bei Gotthard Günther zu Tage kommt. Der sie einander vermittelnde Begriff ist die Virtualität mit der Kant die Verbindung zwischen einer Philosophie der Seele und des Körpers knüpft. Seitdem haben sich die Verhältnisse verkehrt. Die Ethik behandelt nunmehr in den nachmetaphysischen Gesellschaftstheorien den Umgang mit Körpern, wohingegen sich die Maschinentheorie mit der Seele auseinandersetzt. Zwischen dem Körper (diszipliniert durch die staatlichen Institutionen und den gesellschaftlichen Normierungen) und der Seele (dem Wunschobjekt des Geistes) etabliert sich mit fortschreitender Technisierung ein Hyprid: der sprechende Computer. Seine Genese in geistesgeschichtlicher Hinsicht zu erzählen, ist erklärtes Vorhaben.
Futur II: Es wird gewesen sein. Möglichkeiten vorwegnehmender Einschreibung
ANna Tautfest
Futur II: Es wird gewesen sein. Möglichkeiten vorwegnehmender Einschreibung
ANna Tautfest
In dem Promotionsvorhaben werden ästhetische Schreibweisen untersucht, die eine nahe Zukunft skizzieren, in welche eine Verschiebung der momentanen Verhältnisse eingebaut ist. Spezifische Formen des Science Fiction oder Speculative Fiction werden auf Wirkmächtigkeit hinsichtlich einer Rückprojektion auf die Gegenwart analysiert. Der Fokus liegt hierbei auf Produktionen, die aus einer marginalisierten Position heraus eine Zukunft entwerfen, die die Gegenwart spiegelt und in einer Verschiebung derer eine Umschrift der geläufigen Narrationen hervorbringt. In der zeitlichen und grammatikalischen Figur des Futur II – von etwas, was gewesen sein wird–, zeigt sich die Möglichkeit einer Vereinnahmung der Gegenwart durch die Erzählung einer Zukunft. Im Film beispielsweise wird durch die (immer wieder neu aufgeführte) Projektion des bereits vorhandenen Materials die Rückeinschreibung einer zukünftigen Vergangenheit an sich schon deutlich. Die Aktualisierung des Materials im je spezifischen Kontext erzeugt Ausprägungen des Virtuellen, die zu (minimalen) Verschiebungen in der Gegenwart führen. Spekulative Erzählungen werden daher aus den Bereichen Film, Musik und Bildender Kunst herangezogen und auf ihre Fähigkeit zur Rückeinschreibung hin untersucht. Hierbei rücken besonders Werke aus dem feministischen und postkolonialen Kontext in den Fokus.
yet incomputable. Katalog zur Abschlussausstellung
yet incomputable. Katalog zur Abschlussausstellung
- Impressum
Herausgabe für die HFBK Hamburg: Elena Agudio
Redaktionelle Koordination: Peter Müller
Gestaltung: Hanna Osen und Paul VoggenreiterMaterialverlag der HFBK 2017
Material 390
ISBN: 978-3-944954-40-0
15 Euro
Bezug über den Materialverlag - Drucktechnik
Format: 16 x 24 cm
Festeinband mit laminiertem Bezug, Relieflack
5C-Offsetdruck, Softcover, Fadenbindung
204 Seiten mit ca. 160 farbigen Abbildungen
Vom 4. November bis 17. Dezember 2017 präsentierten in der Sammlung Falckenberg in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg Kollegiat*innen gemeinsam mit internationalen Künstler*innen ihre künstlerischen Forschungsarbeiten zu Virtualitätsaspekten. Die Abschlussausstellung „yet incomputable. Indetermination in the Age of Hypervisibility and Algorithmic Control“ befragte hierzu das subversive Vermögen der Kunst in einer Ära von Sichtbarkeitsregimen und der Kontrolle durch Algorithmen. Dabei ging es um Zwischenräume, die gegenwärtig eine künstlerisch-forschende Praxis freilegen kann. Im parallel hierzu entwickelten Katalog, herausgegeben von der Kuratorin der Ausstellung, Elena Agudio, sind diese künstlerischen Bearbeitungen von Zwischenräumen ausführlich dokumentiert und werden fortgesetzt befragt.
Essays von Kulturtheoretiker*innen sowie Kommentare der Kollegiat*innen thematisieren im Katalog Spielarten der Dunkelheit, der Opazität und der Desorientierung als Formen theoretischer und künstlerischer Widerständigkeit. Diese Praxis richtet sich gegen ein Denkregime, das Schatten und Dunkelheit mit Unwissenheit und Licht wie Transparenz mit Wissen und Rationalität gleichsetzt. Der Abschlussausstellung entsprechend fragen die Beiträge daher nach Momenten des Aufschubs, um Ermächtigungen aufzuzeigen, wie den neuen Formen techno-autoritärer Machtausübung audiovisuell zu begegnen ist. Damit widmet sich auch dieses künstlerisch-forschende Projekt des Graduiertenkollegs den Realitäten eines Virtuellen, das nicht mehr als Effekt technologischer Simulationen zu verstehen ist, sondern als Bestimmung von Wirklichem selbst. Zugleich bietet der Katalog einen Einblick ins künstlerisch-wissenschaftliche Programm des Graduiertenkollegs von 2015 bis 2017.
Beteiligte Künstler*innen:
Moritz Ahlert, Eva Castringius, Ivana Franke, Joachim Glaser, Louis Henderson, Agnieszka Kurant und John Menick, Joke Janssen, Elsa M'bala aka AMET, Hanny Oldendorf, Trevor Paglen, Benjamin Sprick, ANna Tautfest.
Mit Essays von Elena Agudio, Zach Blas, Antonia Majaca und Luciana Parisi, Matteo Pasquinelli.
Visualität und Abstraktion. Eine Aktualisierung des Figur-Grund-Verhältnisses
Visualität und Abstraktion. Eine Aktualisierung des Figur-Grund-Verhältnisses
- Impressum
Herausgabe: Hanne Loreck, in Zusammenarbeit mit Jana Seehusen
Redaktionelle Mitarbeit: Christian Blumberg, Joachim Glaser, Joke Janssen, Peter Müller, Merle Radtke, Anna Tautfest, Vera Tollmann
Gestaltung: Flo Gaertner, magma design studio, KarlsruheMaterialverlag der HFBK 2017
Material 388
ISBN: 978-3-944954-37-0
20 Euro
Download: Einführung (PDF)
Bezug über den Materialverlag - Drucktechnik
Format: 16 x 24 cm
Broschur mit transparentem Schutzumschlag und eingelegtem Faltplakat
2- und 5-farbiger Offsetdruck, Softcover, Fadenheftung
272 Seiten mit ca. 65 Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen
Der Sammelband „Visualität und Abstraktion. Eine Aktualisierung des Figur-Grund-Verhältnisses“ verhandelt die Umordnung des Sichtbaren in Zeiten des Algorithmus. Abstraktion kennen wir hauptsächlich in zwei Kontexten: in der Philosophie als gedankliche Verallgemeinerung und in der Kunst im Sinn einer Reduktion des illusionistischen Abbildmodus und schließlich als Ungegenständlichkeit, mithin als Bezeichnung für eine kanonische Form von Visualität seit 1900. In der vorliegenden Publikation fließen beide unter der Prämisse ineinander, Abstraktion nicht ausschließlich als eine rein begriffliche, sondern als die mathematische Operation der Digitalität zu fassen – samt ihrer Auswirkung auf das visuelle Feld.
Thematisch in die drei Abschnitte De- und Re-Abstraktionen, Ambivalenzen der Identifizierung und Sichtbarkeit und Opazität gegliedert, werden in künstlerischen und kunst-, kultur- bzw. medienwissenschaftlichen sowie philosophischen Essays mediale Abstraktionen zwischen Weltraum, Black Box und monochromem Schwarz in Werken der bildenden Kunst befragt, die Rolle von Perspektive und Maßstäblichkeit in digitalen und analogen Darstellungsmodi untersucht oder das Umschlagen der Rationalisierung von Arbeitsökonomien in das Leben selbst vorgeführt. Die Beiträge problematisieren einerseits die Ambivalenzen digitaler Programme und des Algorithmus, die gleichermaßen Sicherheit qua Transparenz verheißen wie Kontrolle ausüben und Gesellschaft konformistisch gestalten. Andererseits werden emanzipatorische und Widerstandsformen theoretisch-ästhetisch erprobt, die aus der Auflösung des wahrnehmungstheoretisch überlieferten Figur-Grund-Kontrasts (optisch wie metaphorisch begriffen) in der musterhaft verstehbaren Ordnung des Digitalen resultieren.
Mit Beiträgen von: Christian Blumberg, Adrienne Edwards, Joachim Glaser, Toni Hildebrandt und Giovanbattista Tusa, Stephan Janitzky, Joke Janssen, Marietta Kesting, knowbotiq, Hanne Loreck, Katrin Mayer, Karolin Meunier, Roland Meyer, Peter Müller, Maria Muhle, Matteo Pasquinelli, Merle Radtke, Eske Schlüters, Kerstin Schroedinger, Jana Seehusen, Anna Tautfest, Vera Tollmann und Judith Hopf.
Metastasen des Krieges
Metastasen des Krieges
- Impressum
Autoren: Friedrich von Borris und Hans-Joachim Lenger
Grafik, Satz, Umschlagentwurf (nach Jochen Stankowski, Dresden): Larissa StarkeMerve Verlag Leipzig 2017
IMD 452
ISBN: 978-3-96273-006-2
8 Euro
Website des Merve Verlag - Drucktechnik
Format: 12 x 17 cm
Festeinband
Offsetdruck
72 Seiten mit Schwarzweiß-Abbildungen
Wir leben im Krieg. Er umgibt uns, entzieht sich aber immer wieder unserer Wahrnehmung. Nur in den Nachrichten oder wenn ein Terroranschlag – den wir als Bestandteil des globalen Krieges verstehen müssen, in dem wir uns befinden – unser unmittelbares Umfeld betrifft, werden wir auf ihn aufmerksam. Was also sind die Metastasen des gegenwärtigen Krieges? Wie wird er sinnlich wahrnehmbar, und inwieweit ist diese sinnliche Wahrnehmbarkeit Ergebnis von Gestaltungsprozessen, also Gegenstand von Design? Wir versuchen in einer Improvisation diesen Fragen in all ihrer Widersprüchlichkeit nachzugehen. Ausgangspunkt sind zehn Bilder, Bilder des Krieges, seiner Techniken und Werkzeuge. Aus den zehn Bildern resultieren zehn paradoxale Thesen, denen wir, Friedrich von Borries und Hans-Joachim Lenger, in einem Gespräch, einem Gedankenaustausch nachgehen: eine Improvisation über die ästhetische Gegenwart des Krieges.
(Aus dem Inhalt)
Ästhetiken des Virtuellen
An der HFBK Hamburg nahm im Januar 2015 das wissenschaftlich-künstlerische Graduiertenkolleg »Ästhetiken des Virtuellen« seine Arbeit auf. Das auf insgesamt drei Jahre angelegte, interdisziplinär ausgerichtete Kolleg kooperiert mit dem Zentrum für Performance Studies, dem Exzellenzcluster Integrated Climate System Analysis and Prediction (CliSAP) und dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg.
Techniken des „Virtuellen“ gewinnen seit einigen Jahrzehnten an gesellschaftlicher und künstlerischer Bedeutung. Die ästhetische und epistemische Struktur des „Virtuellen“ ist dagegen bislang unscharf geblieben. Diesem Desiderat widmet sich das künstlerisch-wissenschaftliche Graduiertenkolleg „Ästhetiken des Virtuellen“. Zehn Stipendiat*innen und zwei Assoziierte erhalten die Möglichkeit, im Rahmen dieses Promotionsprogramms der HFBK Hamburg wissenschaftlich und künstlerisch zu forschen.
Sie werden dabei von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen der HFBK und der Universität Hamburg intensiv begleitet. Die inhaltliche Auseinandersetzung wird in interdisziplinären Kolloquien, Seminaren, Methodenworkshops vertieft. Mit Vorträgen, Symposien, Ausstellungen, Filmvorführungen und Publikationen tritt das Kolleg an die Öffentlichkeit.
Stark vereinfacht lassen sich verschiedene Schichten im Begriff des „Virtuellen“ ausmachen:
1. Aktuell verwendet, ist er zunächst von digitalen Techniken inspiriert, in denen er mit Ideen einer „Simulation“ (Jean Baudrillard) von Wirklichkeiten einhergeht, die sich von der „realen“ abkoppeln und eigenen Logiken folgen. So erschaffen Internet-Foren, Welten eines „Second Life“ oder Computerspiele angeblich „virtuelle Welten“, die alle Merkmale des Scheinbaren aufwerfen. „Wirkliche“ und „virtuelle“ Welt werden dabei einander strikt entgegengesetzt.
Wo Begriffe des „Virtuellen“ von hier aus in den weiteren Sprachgebrauch eingingen, bezeichneten sie eine „Projektion“ von Datenstrukturen in die materielle Wirklichkeit, die unter Bedingungen einer „technischen Performativität“ erzeugt wird: als Schein, Trugbild oder halluzinierte Wirklichkeit.
Zweifellos reflektiert dieser Ansatz tatsächliche Prozesse in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern. Nicht nur die elektronischen Medien, auch weite Bereiche des Designs legen Zeugnis davon ab, dass Formungen zusehends aus digitalen Programmen (spline modelers, Visualisierungen von Daten) und Maschinerien (3D-Printer) generiert werden. Wo sich insbesondere der Begriff des Designs etwa zum „Soziodesign“ ausweitete, so belegt dies, dass auch ökonomische, soziale, politische und technokratische Strukturen zusehends „Virtualitäten Erster Ordnung“ aufweisen, was neue Fragen und Probleme im Bereich des Wissens wie der Künste hervorbringt.
So haben sich in der kunsthistorischen und bildwissenschaftlichen Forschung in den letzten Jahrzehnten neue Disziplinen, die der Digital Art History und der Digital Visual Cultures, formiert, die sich mit der Ästhetik des Virtuellen und Digitaler Kunst (Data Art, Software Art, Virtual Art, Mapping Art) auseinandersetzen.
2. Diese „Virtualitäten erster Ordnung“ gehen mit spezifischen Techniken einher, die eine „Virtualität zweiter Ordnung“ erzeugen. Sie sind nicht mehr getrennt von den gesellschaftlichen Wirklichkeiten. Ebenso wenig artikulieren sie das Diktat einer übergeordneten, nicht-sinnlichen Hierarchie, die Macht über die Wirklichkeit gewänne, wie es eine latente Paranoia nahelegt. Gerade unter heutigen Bedingungen einer technischen Miniaturisierung und vielfacher Schaltbarkeit wandern solche Techniken in die Poren der Wirklichkeiten selbst ein, sind höchst real und erweisen ihre Virtualität zugleich in vielfachen „Wendbarkeiten“ (Hans-Dieter Bahr), die Dingen und Verhältnissen eine unvorhersehbare Richtung geben können. Zu nennen sind z.B. das Erstellen von Bewegungs- und Interessenprofilen von Personen, durch das Subjektivierungen mitbedingt und Wünsche abgetastet, antizipiert und erzeugt werden. Zudem gewinnen Theorie der Neuen Medien und der Diskurs um sogenannte „Big Data‘ stetig an Relevanz und spiegeln sich in Info-Ästhetik und Digital Design wieder.
Zugleich setzen hier Symbolisierungsweisen und künstlerische Praktiken ein, die andere Arten der Subjektivierung und Kollektivbildung initiieren. Unablässig zwischen „Anwendung“ und „Wendbarkeiten“ iterierend, eröffnen sich – jenseits hierarchischer Strukturen – neue und unbeherrschbare Mikro-Zeiten und -Räume, in denen sich Wahrnehmung, Kooperation und Lebenswelten sprunghaft verändern. Sie verteilen Sichtbares und Unsichtbares, Sagbares und Unsagbares, Darstellbares und Undarstellbares in unterschiedlicher Weise und gruppieren deren Beziehungen um.
Spätestens an diesem Punkt werden künstlerische Erfahrungen zum Verständnis gegenwärtiger Prozesse produktiv, weil sie Fragen nach dem Ineinander von „Künsten“ und „Techniken“ aufwerfen. Denn stets bewegten sich die Künste im „Virtuellen“, wenn sie an Problemen der „Schöpfung“, also des Entstehens, dessen Regeln und dem Entstandenen arbeiteten.
3. Weiter noch als diese Ansätze, die das Virtuelle nur als Projektion einer technologischen Struktur ins Wirkliche oder als Spiel von Anwendungen und Wendbarkeiten im Realen verstehen, reichen „Virtualitäten dritter Ordnung“. Gegenwärtige philosophische Fragestellungen betreffen den Status des Realen selbst. So weist Gilles Deleuze alle Versuche zurück, das Virtuelle dem Realen entgegenzusetzen; es sei vielmehr selbst eine seiner Dimensionen. Gegen eine begriffliche Anordnung, die sich auf die Beziehungen von Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit stützte, messen solche Philosophien dem Virtuellen entweder seinerseits Realitätsgehalt zu, oder sie lassen die Wirklichkeit aus einem Virtuellen aufsteigen, das dieser Wirklichkeit vorgängig und von ihr unablösbar ist.
Wie aber lässt sich das Ineinander von Virtuellem und Realem fassen? Welchen Verschiebungen unterliegen insbesondere Ordnungen von Raum und Zeit, wenn sie ihrerseits virtuellen Charakter tragen? Selbstverständlich lassen sich diese drei „Ordnungen“ nicht strikt voneinander abgrenzen. Insofern tragen sie lediglich methodischen Charakter. Unablässig interferieren sie und gehen ineinander über und erzeugen eine Unruhe, der das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs nachgeht.
Auf drei Jahre angelegt, konzentriert sich das Graduiertenkolleg auf fünf Schwerpunkte, die für jeweils ein halbes Jahr im Zentrum von Debatten, Vorträgen, Konferenzen und Symposien stehen. Dabei erhalten die Kollegiat*innen Gelegenheit, ihre Forschungsfragen und -ergebnisse eingehend zur Diskussion zu stellen. Diese Schwerpunkte lassen sich folgendermaßen skizzieren:
Techniken
Derzeit vollziehen sich neuartige Verschiebungen und Überlagerungen von „physischen“ und „virtuellen“ Räumen, bei denen Simulationstechniken nicht nur zur Generierung von „virtuellen Welten“ eingesetzt werden, sondern Wirklichkeiten modellieren und in „physischen“ Räumen intervenieren. Gegenwärtige Mikrotechnologien – Handys, 3-D-Printer, Computer, Bewegungs-sensoren usw. – sind ebenso selbstverständliche Werkzeuge und Medien der künstlerischen Produktion. Sie werden wirksam in Grafik und Typografie bei der Gestaltung von eBooks oder der sich verändernden Kulturpraxis „Lesen“. Sie finden sich in der Fotografie und der Manipulierbarkeit digitaler Bilder. Sie betreffen das Design genauso wie die Bildhauerei, in der Objekte am Computer entworfen und an der CNC-Fräse hergestellt werden. Musiker und Filmemacher diskutieren Fragen nach Copyright und Copyleft nach dem Modus des Filmens in Zeiten von YouTube. Dies gilt jedoch genauso für die Berechnungen des Klimawandels genauso wie für Entwicklungen von Militärtechnologien, die als künstlerische Experimente im Cyberspace und in Computerspielen vormodelliert wurden. Aber auch die Realitäten des Finanzmarktes, die Techniken der „Geldschöpfung“, die mit der Kreditaufnahme zusammenfallen, verweisen auf eine künftige, gleichsam „virtuelle“ Verwertung, die sich an einem unbestimmten Punkt „realisieren“ soll. Dieser Punkt entspricht der Überforderung einer Gegenwart, die gleichsam implodiert. Von den neuen Militärtechnologien (Drohnen), Überwachungstechniken und dem Cyberwar bis hin zu Cyborgs und Mind Enhancement reichen die Folgen einer Virtualisierung, die Selbstbilder und -verständnisse fundamental zur Disposition stellt. Die Auseinandersetzungen mit Techniken des Virtuellen kulminieren in der Frage, in welchem Verhältnis eine Kunst der Ermöglichung zu Techniken der Überwachung, Kontrolle, Regulierung und Vernichtung steht. Von hier aus soll reflektiert werden, in welchen Bereichen auf Simulation basierende Weltmodelle die Wirklichkeit und Wahrnehmung physischer Räume und die Entwicklung von Handlungsmodellen determinierten.
Sichtbarmachungen
Technologien der Visualisierung haben das Ziel der Aufklärung, Licht – mithin Anschaubarkeit – in die Dinge zu bringen, immer schon mit einer Kehrseite versehen. Wo das Sichtbare etwa durch optische Geräte und Interpretationen des Gesehenen erweitert wurde, bildete sich in ihm die Dunkelzone eines „Spuks“ ein: Berührungen mit dem Unheimlichen, Phantastischen oder Surrealen haben insofern selbst eine „Sehgeschichte“. In der Auseinandersetzung mit Sichtbarmachungen soll deshalb eine Doppelbewegung (nach)vollzogen werden. Einerseits soll die Produktion von Sichtbarkeit hergeleitet werden, die aus dem Unsichtbaren aufsteigt, wobei die historisch je differente Funktion von Medien in den Blick gerät. Andererseits – und dies ist noch wesentlicher – soll von der Sichtbarkeit auf die Unsichtbarkeit zurückgekommen werden. Es gilt, sie im Sichtbaren als Zurichtung und ästhetische Funktion auszumachen, die eine „Wirklichkeit“ des Sichtbaren nicht zuletzt an die Wirksamkeit des Unsichtbaren knüpft. Damit kommen, neben der Tarnung oder Camouflage, auch Mimikry und Mimese ins Spiel. So ermöglicht das (partielle oder relative) Unsichtbarwerden eine erhöhte Sichtbarkeit, die etwa im Falle der postkolonialen oder einer geschlechtertheoretisch gewendeten Mimikry und Maskerade emanzipatorisches Potential entfaltet. Es verleiht der Virtualität – wie die Wortgeschichte (Vir) zu erkennen gibt – eine Wendung, die sich einer genealogisch männlich tradierten Ermächtigung zur Führung von Regierungs- und Kriegsgeschäften entzieht. Da zudem Tarntechniken als spezifische moderne Oberflächengestaltung historisch eng mit der „Erfindung der Abstraktion“ verbunden sind, gilt es auch die Abstraktion als Epoche und künstlerische Haltung erneut in den Blick zu nehmen.
Wiederholungen und Differenzierungen
Dieser Schwerpunkt reflektiert die künstlerisch-wissenschaftliche Erforschung des Wirklichen in seiner virtuell-aktuellen Vieldeutigkeit. Die Fokussierung auf die dem Wirklichen immanente Wendigkeit eröffnet Verschiebungen im ästhetisch-philosophischen wie künstlerischen Feld, insofern die begriffliche Entgegensetzung von Original und Kopie, von Produktion und Reproduktion in Fragen von Wiederholung und Differenzbildung eingeht. Insbesondere in Zeiten der Globalisierung der Kunst erscheint es unumgänglich, ästhetische und epistemische Setzungen als Arten der Wiederholung, ihrer Intensivierung und Neukontextualisierung zu analysieren und darin die minimale Differenzbildung hervorzukehren, die ihnen eine gewisse ästhetisch-erkenntniskritische Partikularität verleihen. Künstlerisch-wissenschaftliche Forschungen hängen zusehends von den Modi der Zusammenstellung und Miteinbeziehung von Faktoren der Rahmung und Zeitgebung, ihrer möglichen interkulturellen Relationierung, aber auch ihrer technologischen Präsentation und Distribution ab. Hier werden Fragen der selbstreflexiven Wiederholung, der kritischen Aneignung mittels ästhetischer Abänderung oder Neukontextualisierung, der bewussten und umwertenden Zitation, der Vielfachbezugnahme auf auch anders-kulturelle Artikulationen relevant. Damit nähert sich das Kolleg auch naturwissenschaftlich-soziologischen Überlegungen an, wie sie von Bruno Latours „Actor-Network-Theorie“ vorgetragen wurden. Latour entlässt nicht nur bis dato unwahrgenommene Momente aus ihrer Virtualität, sondern entwickelt eine neue „physikalische Soziologie“. In verwandter Weise entfalten heute selbstreflexive künstlerisch-wissenschaftliche Forschungen zwischen Aktualisierung und Virtualität changierende, „inter-disziplinäre“ Artikulationen und andere Ästhetiken: Bezeichnungen wie „Docufiction“ künden davon. Vor allem aber erfordert das veränderte Wirklichkeitsverständnis die gleichzeitige Reflexion der künstlerischen, epistemischen und technologischen Zugriffe in ihrer wechselseitigen Voraussetzung, ihrer Wiederholung und Differenz, der wir mit der Aufsplitterung der Virtualität in ihre Teilkonnotationen und mit deren gleichzeitiger Analyse zu entsprechen suchen.
Mediale Revolutionen
Mediale Revolutionen der vergangenen Jahrzehnte haben eine Fülle von Fragen hervorgebracht, die sich auf eine zunehmende Verquickung wissenschaftlicher, künstlerischer und technischer Dispositive beziehen. Unübersehbar ist zum einen, dass technokratische Strukturen der Macht zusehends von semiokratischen Logiken durchsetzt und verschoben werden, wie sie mit technisch-medialen Entwicklungen einhergehen. Überall sind es maschinierte Zeichensysteme, die in vielfacher Weise – technisch-medial implementiert – gesellschaftliche Beziehungen, öffentliche Räume, Machtverhältnisse, Körper- und Bewusstseinsverfassungen sowie Wahrnehmungsweisen konditionieren. Was Philosophen wie Gilles Deleuze die „Kontrollgesellschaft“ nennen, die an die Stelle tradierter disziplinarischer Mächte trete, bezeichnet neue Verfassungen gesellschaftlicher Wirklichkeiten: Sie verlangen nicht nur nach neuen Begriffen, sondern ebenso nach neuen Formen der Strukturierung einer Wahrnehmung und Körperverfassung, die auf solche Zeichenregimes widerständisch antworten könnten.
Zugleich setzt diese Entwicklung Virtualitäten frei, die sich dem Kalkül entziehen, indem sie nicht weniger unkontrollierbare Effekte freisetzen. Mikrotechnologien wie Handys, Kameras, Blogs oder Internet-Schaltungen spielten nicht nur in den arabischen Aufständen eine gewichtige Rolle, wo sie koordinierend auf die Aufständischen einwirkten. Auch in hochentwickelten Systemen des Westens unterlaufen Medientechnologien die zentralisierten Apparate und setzen sie wachsenden Erosionen aus. Die Krise der Zeitungen, der öffentlichen Rundfunk- und Fernsehmedien und die offene Frage, wie sie auf die medialen Entwicklungen reagieren können, belegt dies. Tatsächlich mikrologisieren sich auch heterogene Öffentlichkeiten und entziehen sich wachsend dem Zugriff einer medialen „Zentrale“.
Ökonomische und soziale Determinationen reichen nicht aus, um solche Prozesse zu analysieren. Jeder Aufruhr stellt die hegemonialen Zeichenregimes in Frage, reißt deren Semiologien aus bestehenden Ordnungen heraus, konfiguriert sie neu und verwandelt sie in Elemente differenzieller und differierender Stasen. Fragen einer aisthesis spielen hier eine entscheidende Rolle. Ihnen korrespondieren Semiosen, die das gesellschaftliche Gefüge in Virtualitäten durchlaufen und erschüttern. Nicht zuletzt in den Künsten finden sie ihre Vorboten und Sensorien. Von hier aus soll die Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen „Kunst“, „Medien“ und „Revolten“ ins Zentrum rücken. Welche Bedeutung etwa haben ästhetische und mediale Zeichenordnungen oder Semiosen, welche Wirkung hat die Musik im Innern eines vielfachen Aufruhrs, und welcher andere Umgang mit technischen Medien und künstlerischen Erfahrungen gruppiert mit ihm die Beziehungen von Sinnlichkeiten und Denken um? Wie also kann revolutionäre Militanz aus anderen Kreativitäten als den revolutionstheoretisch traditionellen hervorgehen?
Zeit und Zeitlichkeit
Strukturen der Zeit werden zusehends von Rissen und Turbulenzen heimgesucht, die mit Linearitäten brechen, zeitliche Horizonte kollabieren lassen und jede Kontinuität eines einfachen „Verlaufs der Zeit“ erschüttern. Bereits auf der Ebene alltäglicher Phänomenologien prägt das Ineinander eskalierender Geschwindigkeiten und lähmender Bewegungsunfähigkeit Lebensvollzüge und Wahrnehmungsweisen: die Erfahrung eines „rasenden Stillstands“ (Paul Virilio) durchsetzt Biografien bis in ihre Mikrologien hinein. In politischen, militärischen, sozialen und kulturellen Bereichen brechen Ungleichzeitigkeiten auf, die – etwa in terroristischen Bewegungen – das Design archaischer Mytheme mit modernsten Informations- und Waffentechnologien verschränken, um bewaffnete Konflikte „asymmetrisch“ werden zu lassen. Auch ökonomisch implodiert die Linearität der Zeit. Basierte das Prinzip der Kreditierung und Verschuldung einst auf der unbegrenzten Vertagung ausstehender Ansprüche auf eine Zukunft, so bricht das Unbegrenzte als „algorithmic trading“ in die unmittelbare „Gegenwart“ ein. Zeitlichkeit wird subtil verwüstet und zersplittert in ein ‘Dickicht nichtlinearer historischer Entwicklungen‘ (Joseph Vogl). Philosophisch und kulturtheoretisch wird die Vorstellung zeitlicher Kontinuitäten aufeinander folgender „Gegenwartspunkte“ spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Frage gestellt, und in den Gebilden der Kunst artikulierten sich stets schon andere Zeitlichkeiten als die des kontinuierlichen Verlaufs und einer geordneten Abfolge identifizierbarer „Zeitabschnitte“. In eskalierenden Schüben brechen in zeitlichen Ordnungen gesamtgesellschaftlich Virtualitäten auf, die jede „Planung“, jeden „Entwurf“ einer „Zukunft“ wachsend vereiteln und die Vermögen jeder „Prognostik“ zusehends überfordern. Entwicklungen werden ebenso unkalkulierbar wie die Einschätzung ihrer Risiken: nicht von ungefähr wurde das Bewusstsein der Gegenwart wachsend zu einem ihrer auch katastrophischen Möglichkeiten. Eine wissenschaftliche wie künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen, wie sie das beantragte Kolleg ins Auge fasst, soll präzisieren, wie wissenschaftliche und künstlerische Verfahren diesen Virtualitäten der Zeit Rechnung tragen können. Probleme einer Wiederholung treten dabei in den Vordergrund. Sie betreffen Fragen der Gestaltung ebenso wie die epistemischer Systeme.
„Ästhetiken des Virtuellen“ werden ebenso wissenschaftlich wie künstlerisch untersucht. Die unter Programm beschriebene Spreizung von Sinn und Gebrauch des Begriffs der „Virtualität“ spiegelt sich bereits in den künstlerisch-wissenschaftlichen Praktiken an der HFBK Hamburg: Gerade seine Varietät spiegelt die Bandbreite der künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeit an einer Kunsthochschule.
Das Graduiertenkolleg richtet sich deshalb nicht zuletzt an Künstler*innen, die sich gleichzeitig als Wissenschaftler*innen verstehen. Die Arbeit des Programms weißt ebenso künstlerisch-experimentelle wie wissenschaftlich forschende Dimensionen auf. Im interdisziplinären Austausch zwischen beiden Spezialisierungen sollen sich die beschriebenen Ordnungen durchdringen und ineinander einsprechen. Fragen nach den Virtualitäten des Künstlerischen werden nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive (also kulturwissenschaftlich, philosophisch, ästhetisch ...) untersucht, sondern auch in künstlerischen Experimenten, die dann in den jeweils spezifischen Formen der Exposition und Darstellung Eingang in die Präsentation von Ergebnissen finden. Die Kreativität von Hervorbringungen soll, anders gesagt, nicht zum „Gegenstand“ möglichen Wissens, sondern vielmehr zum Teil seiner Generierung werden. Die Forschungsvorhaben können also wissenschaftlich-theoretisch, künstlerisch-forschend sein – oder ein „Hybrid“. Diese Vielschichtigkeit methodischer Zugänge ist selbst Reflexionsgegenstand des Kollegs, das sich neben seiner inhaltlich-thematischen Auseinandersetzung auch als Experiment einer „forschenden Kunst“ versteht. Diese Arbeitsweise korrespondiert mit den künstlerisch-wissenschaftlichen Lehr- und Forschungsverfahren, wie sie in den Performance Studies an der Universität Hamburg anzutreffen sind. Es obliegt den Kollegiat*innen, den gesetzten Rahmen durch eine je eigene wissenschaftlich-künstlerische Arbeit auszufüllen.
Interne Veranstaltungen
Workshop
08/01/2015
mit Dr. Elke Bippus
Professorin für Kunsttheorie und -geschichte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
Leitung Vertiefung Bildende Kunst im BA Medien&Kunst, Mitarbeiterin am Institut für Theorie (ith)
Workshop
22/01/2015
mit Julia Scher
Professorin für Medienkunst/Multimedia und Performance Surveillant Architectures an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)
Workshop
05/02/2015
mit Jörg Franzbecker, freier Kurator, Berlin
Seminar
Sommersemester 2015
„Virtuelles in Ästhetik / Philosophie / Kunstwissenschaft und Technologie“
Seminar
im thematischen Anschluss an den Vortrag „Sexistenz“ von Jean-Luc Nancy
19/05/2015
mit Dr. Jean-Luc Nancy,
Prof. em. für Philosophie an der Université Marc Bloch, Strasbourg
Georg Wilhelm Friedrich Hegel Chair an der European Graduate School (EGS), Saas-fee, Schweiz
und Dr. Georg Christoph Tholen
Ordinarius em. für Medienwissenschaft mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt an der Universität Basel
Workshop
02-03/07/2015
mit Natalie Bookchin, Künstlerin und Professorin für Medien an der Mason Gross School of the Arts an der Rutgers University
Seminar
Wintersemester 2015/16
Fortsetzung „Virtuelles in Ästhetik / Philosophie / Kunstwissenschaft und Technologie“
Seminar
Wintersemester 2015/16
„Un/Sichtbarkeit: grundlegende Lektüren zu medienhistorischen, medientheoretischen, kunstwissenschaftlichen und künstlerischen Fragen an Modellen von Sichtbarkeit“
Workshop
04-05/11/2015
mit Dr. Ines Schaber
Professorin im Programm für Photography and Media am California Institute of the Art
Workshop
03/12/2015
mit Ingrid Cogne (Akademie der Künste Wien) und Mareike Bernien (Kunsthochschule Kassel)
Workshop
07-08/07/2016, 17-18/11/2016 u. 13-14/04/2017
mit Mareike Bernien (Kunsthochschule Kassel)
Workshop „Deleuze und Kosmologie“
18/01/2017
mit Dr. Daniel Falb, Autor, Berlin
Workshop „Zur Aktualität von Bergsons ‚Dauer und
Gleichzeitigkeit’ “
07/04/2017
mit Dr. Christina Vagt, Vertretungsprofessorin für Wissens- und Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin
Workshop „Virtualität und Erschöpfung“
30/06/2017
mit Dr. Toni Hildebrandt, Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern
Promovierende
Moritz Ahlert studierte von 2004 bis 2009 Architektur in Hannover und an der Universität der Künste Berlin. Von 2013 bis 2014 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt „Urbane Interventionen“ an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg. Seine Themenfelder sind Architektur, Stadtentwicklung und Kartografie. Er ist Autor mehrerer Publikationen, zuletzt wurde von ihm mitherausgegeben „Urbane Interventionen Istanbul“ (Merve Verlag Berlin, 2014).
Christian Blumberg studierte Filmwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität Berlin. Er schreibt als freier Autor über Film und Popkultur.
Eva Castringius befasst sich mit anthropogenen Landschaften im Zusammenspiel von Fotografie, Video und Installation. Hierbei sind aktuelle Theorien zum Thema Umwelt und Ökologie von Bedeutung sowie der reflexive Umgang mit der Rezeption des Ortes als kulturelles Konstrukt. Sie studierte bildende Kunst (Meisterschülerin) in der Hochschule der Künste Berlin. Eva Castringius ist mit verschiedenen Preisen (u.a. Karl-Hofer-Preis) und Stipendien (u.a. Villa Aurora Stipendium, Los Angeles) ausgezeichnet worden und in zahlreichen Ausstellungen gezeigt worden (u.a. Museum Martin Gropius Bau, Berlin; Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen; South Kinross Gallery, UCLA, Los Angeles).
Joachim Glaser studierte Kommunikations-Design/Film an der Merz Akademie in Stuttgart. Thema seiner schriftlichen und filmischen Diplomarbeit bildete die Untersuchung von non-linearen Narrationsmöglichkeiten im Medium Film. Nach selbstständiger Tätigkeit als Regisseur, Kameramann und Cutter, absolvierte er ein Master of Fine Arts Studium im Schwerpunkt Film an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg bei Robert Bramkamp. Sein Abschlussfilm „Burn Out Love“ wurde auf nationalen und internationalen Festivals und Ausstellungen gezeigt und prämiert. 2014 gründete Joachim Glaser mit drei weiteren HFBK-Absolventen die Filmproduktion splitterfilm.
Joke Janssen hat in Hamburg Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser, Soziologie (mit dem Schwerpunkt Postcolonial Studies) und Gender und Queer Studies studiert. Sei_ne Magisterarbeit war eine Diskursanalyse zu Verhandlungen von Familie und Verantwortung in Bezug auf das Cochlea-Implantat bei Kindern gehörloser/tauber und schwerhöriger Eltern. Jokes Arbeitsweise ist intersektional geprägt, zentriert den Körper innerhalb normierender und normalisierender Verhältnisse und verfolgt dabei einen ethisch wie lebenspraktischen Anspruch der Diversifizierung des Möglichen.
Tobias Muno studierte von 2008 bist 20014 Philosophie an der Hochschule für Philosophie in München. Seine Magisterarbeit untersuchte dialektische Strukturen in der nova methodo von Johann Gottlieb Fichte.
Hanny Oldendorf arbeitet als Bildender Künstler und schloss 2013 mit einem Diplom sein Studium der Freien Kunst an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg ab. Seit 2008 hat er Forschungsaufenthalte in Indien, Laos, Kambodscha und Indonesien unternommen. Oldendorfs Arbeiten wurden u. a. ausgestellt bei Kaikai Zingaro in Tokyo, Wiensowski & Harbord in Berlin, Galerie der HFBK in Hamburg, Stellwerk im Kulturbahnhof in Kassel und Silvershed Gallery in New York.
Merle Radtke studierte von 2005 bis 2012 Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Museumsmanagement in Göttingen, Bordeaux und Hamburg. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie als kuratorische Assistenz im Kunstverein Harburger Bahnhof. Von 2013 bis 2015 war sie wissenschaftliche Volontärin an der Hamburger Kunsthalle, wo sie u. a. an den Ausstellungen »Besser scheitern. Film + Video«, »Eva Hesse, One More than One« and »Gego. Line as Object« mitarbeitete. 2014 kuratierte sie die Ausstellungen »Lichtwark revisited. Künstler sehen Hamburg« und »SPOT ON. Meisterwerke der Hamburger Kunsthalle«. Als freie Kuratorin realisierte sie an der Hamburger Kunsthalle 2015 die Ausstellung »Feministische Avantgarde der 1970er Jahre« sowie eine begleitende Filmreihe im Metropolis Kino Hamburg.
Merle Radtke ist als freie Autorin und Kuratorin tätig. Schwerpunkte ihrer Arbeit stellen die Praxis und Theorie des Internets, digitale Kunst, Performance, Film und Video dar. 2016 kuratierte sie neben »Concrete Yet Unstable. Gedanken zu Architektur und Virtualität« mit »What I Claim as New« die erste Einzelausstellung von Gerrit Frohne-Brinkmann, mit dem sie jüngst das Buch »All in« herausgegeben hat.
Benjamin Sprick studierte in Hamburg Cello, Komposition/Musiktheorie und Philosophie. Als Cellist spielte er im NDR-Sinfonieorchester Hamburg und war Mitglied verschiedener Kammermusikformationen. Seine Diplomarbeit in Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg befasste sich mit einer dekonstruktiven Analyse des Streichquartetts B-Dur op. 130 von Ludwig van Beethoven.
ANna Tautfest studierte Architektur und bildende Kunst an der Universität der Künste in Berlin, der Escola Tècnica Superior d'Arquitectura del Vallès in Barcelona, der Art Students League in New York und der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg. 2014 schloss sie ihr Masterstudium an der HFBK in Kunst und Theorie zum Thema der Mimikry in Feministischer und Postkolonialer Theorie ab. In Berlin gründete sie den Projektraum Bau Kein Scheiß, in dem zahlreiche Ausstellungen, KünstlerInnengespräche und die Workers Punk Art School veranstaltet wurden. Weitere Kollaborationen u.a. mit transitlounge, Kino24, MaterialMafia. Ausstellungsbeteiligungen u. a. transmediale am Haus der Kulturen der Welt Berlin (2009), Program Gallery, Berlin (2009), Schuckert Höfe, Berlin (2010), BKS, Berlin (2010), ASA Studios, Hamburg (2012), P/ART, Kunstfrühling Bremen (2014).
Vera Tollmann studierte Angewandte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim und Cultural Studies in Liverpool. Als Autorin und Kritikerin hat sie zahlreiche Texte, Reviews und Essays zu Gegenwartskunst und digitaler Kultur in Magazinen, Zeitungen und Katalogen veröffentlicht. 2012/13 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Moving Image Lab der Leuphana Universität Lüneburg und co-kuratierte die dreitägige Konferenz Video Vortex #9. Re:assemblies of Video (mit Götz Bachmann, Timon Beyes, Oliver Lerone Schultz). Anschließend hat sie zusammen mit Boaz Levin, Filippo Spreafico und Oliver Lerone Schultz den Video Vortex Hybrid Reader herausgegeben. Zuletzt erschienene Essays: "The Uncanny Polar Bear. Activists Visually Attack an Overly Emotionalized Image Clone" in Image Politics of Climate Change. Visualizations, Imaginations, Documentations. (Birgit Schneider, Thomas Nocke (Hg.), transcript 2014), "Exploding Images" in (networked) Every Whisper is a crash on my ears in Anthology (Arcadia Missa (Hg.), London 2014) und “Watching “Powers of Ten” in 2014: A Blueprint for Same Old Power Structures?” auf Regarding Spectatorship: Revolt and Distant Observer (Berlin 2015).
Lehrende
Wigger Bierma (*1958) studierte Typografie an der Kunstakademie in Arnheim (Niederlande) während ihrer Blütezeit bei Alexander Verberne, Jan Vermeulen und Karel Martens.
Nach seiner Assistenzstelle bei Walter Nikkels ist Bierma seit 1985 als freischaffender Gestalter tätig. Seitdem erhielt er 16 Mal die Auszeichnung »Schönste Bücher der Niederlande«.
Im kulturellen Bereich liegt Biermas Haupttätigkeit. Sie umfasst Arbeiten für Museen, Sonderausstellungen, Verlage und Kunst im öffentlichen Raum. Unter anderem gestaltete er Kataloge für das Stedelijk Museum Amsterdam, Kröller-Müller Museum Otterlo, Gutenberg Museum Mainz und das Buch zur Skulpturmanifestation Sonsbeek 92 in Arnheim. Darüber hinaus entwarf er neben diversen Fassadenbeschriftungen das typografische Konzept für die permanente Ausstellung des Anne Frank Hauses in Amsterdam und im öffentlichem Raum das Denkmal für die Jüdische Gemeinschaft Doetinchems. Bis heute ist Bierma der Gestalter der Ausgaben der Fondation Custodia, Paris.
1998 gründete er zusammen mit Karel Martens die erfolgreiche Masterausbildung Werkplaats Typografie in Arnheim. Seit 2006 lehrt Wigger Bierma an der HFBK Hamburg und verlegt (Künstler-)Bücher der Hochschule im hauseigenen Materialverlag.
Friedrich von Borries, geboren 1974, ist Architekt und seit 2009 Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Dort leitet er das DFG-Projekt Urbane Interventionen. Weitere Forschungskontexte sind das Graduiertenkolleg Ästhetiken des Virtuellen und die Forschergruppe Übersetzen und Rahmen. Sein Berliner Projektbüro Friedrich von Borries agiert im Spannungsfeld von Architektur, Design, Kunst und Stadtentwicklung.
Robert Bramkamp dreht seit 25 Jahren experimentierende Filme, in denen das Verhältnis von Fakt und Fiktion immer wieder neue Verbindungen eingeht, und nennt sie selbst Prototypen. Die Grenzen zwischen Dokumentar-, Essay- und Spielfilm sind in seinen Arbeiten fließend und er findet unkonventionelle Perspektiven für ein thematisch weit gefächertes Erzählen. Für seine Filme hat er mehrfach mit Alexander Kluge, Friedrich Kittler, Jean-Marie Straub, Danièle Huillet und Thomas Pynchon zusammengearbeitet.
Robert Bramkamp studierte von 1982 bis 1988 an der Westfälischen Wilhelms Universität Germanistik und an der Kunstakademie Münster Film und war im Anschluss Meisterschüler bei Prof. Lutz Mommartz. Von 1998 bis 2004 war er Regiedozent an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Seit 2008 lehrt Robert Bramkamp als Professor für Experimentalfilm an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK).
Thomas Demand ist seit 2011 Professor an der HFBK Hamburg im Studienschwerpunkt Bildhauerei mit Schwerpunkt Fotografie.
Der in Berlin lebende Künstler (*1964) studierte Ende der 1980er Jahre an der Akademie der bildenden Künste in München, anschließend von 1990 bis 1992 Bildhauerei bei Fritz Schwegler an der Kunstakademie Düsseldorf. 1994 absolvierte er einen Master-Abschluss am Goldsmiths College in London. Von 2010 bis 2011 war er Getty Scholar am Getty Research Institute in Los Angeles.
Seit Mitte der 1990er Jahre stellt Demand international aus und ist in wichtigen Sammlungen weltweit vertreten. 2005 zeigte das MoMA in New York anlässlich der Eröffnung seines Neubaus eine Solo-Ausstellung. Große Einzelausstellungen richteten ihm außerdem die Fondazione Prada im Rahmen der Biennale von Venedig (2007), die Hamburger Kunsthalle (2008) und die Neue Nationalgalerie in Berlin (2009/10) aus. Das Nouveau Musée National in Monaco beauftragte ihn 2010 als Kurator der ersten Ausstellung in dem neu eröffneten Museum.
Jesko Fezer (*1970) ist seit 2011 Professor für Experimentelles Design an der HFBK Hamburg. Fezer arbeitet als Architekt, Autor, Designer, Künstler und Ausstellungsgestalter. In Kooperation mit »ifau« (Institut für angewandte Urbanistik) realisierte er Architekturprojekte in München, Graz, Utrecht, Stuttgart, Berlin, New York und London.
Neben der Tätigkeit als Mitbetreiber der thematischen Buchhandlung zu Stadt, Politik, Pop, Ökonomiekritik, Architektur, Design, Kunst und Theorie, »Pro qm«, gibt er die politische Architekturzeitschrift »An Architektur. Produktion und Gebrauch gebauter Umwelt« mit heraus und ist Mitbegründer des Forschungs- und Ausstellungsgestaltungsstudios »Kooperative für Darstellungspolitik«.
Der Lehrtätigkeiten an verschiedenen Kunst- und Architekturhochschulen und einer Gastprofessur für Architekturtheorie und Urban Research an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg folgte 2009 - 2010 die Leitung des Forschungsprojektes »Civic City. Design for the Post-Neoliberal City« am Institut für Designforschung der Züricher Hochschule der Künste.
Jesko Fezer forscht und publiziert zur Architektur- und Designgeschichte der Nachkriegszeit, zu Entwurfsmethodik, Prozessorientierung und Partizipation sowie zur Politik der Gestaltung. Seit 2011 gehört er dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und -forschung (DGTF) an und ist Mitglied der Hamburger Kunstkommission.
Professor for Sociology of Human Movement and Dance at the Universität Hamburg (UHH) since 2002. Her main research areas include Urban Studies, Performance Studies, Dance Studies, Dance in pop/ular culture and urban environments, and transnationalisation of dance cultures. She is speaker of the research group “Translating and Framing. Practices of Medial Transformations”, deputy speaker of the graduate school “Collectivity in Urban and Digital Spaces” and PI of the graduate school “Virtuality of the aesthetic”, Director of the Center for Performance Studies Hamburg and Vice‐Director of the Research Center for Media and Communication at the University of Hamburg.
She was a Guest Professor i.a. at the University in Bern, Switzerland, the ‘Mozarteum’ Salzburg/ Austria, the Smith College (USA), the University of Stellenbosch/ South Africa and Osaka City University/Japan.
*english translation available only
Martin Köttering (*1964 in Lingen/Ems) studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und Bildende Kunst in Bath, England. Anschließend war er als Assistent des künstlerischen Leiters der documenta 9 Jan Hoet tätig. 1995 übernahm er die Leitung der Städtischen Galerie in Nordhorn und war Initiator, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des offenen Museums kunstwegen. Im Rahmen dieser Tätigkeiten konzipierte und realisierte er zahlreiche Ausstellungen, Publikationen und Projekte im öffentlichen Raum mit international renommierten KünstlerInnen wie Guillaume Bijl, Mark Dion, Olafur Eliasson, Luciano Fabro, Fischli/Weiss, Hamish Fulton, Dan Graham, Katharina Grosse, Beate Gütschow, Jenny Holzer, Ilya und Emilia Kabakov, Suchan Kinoshita, Michel Majerus, Tobias Rehberger oder Andreas Slominski. Zudem realisierte er für das Ministerium für Wissenschaft und Kunst der niedersächsischen Landesregierung künstlerische Projekte wie z.B. das Jugend- und Kulturgästehaus Koppelschleuse in Meppen gemeinsam mit Franz Erhard Walther.
Seit 2002 ist Martin Köttering Präsident der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Er ist Mitglied in verschiedenen Jurys, Gremien, Aufsichtsräten und Stiftungen, wie etwa der Hamburg Media School, dem Fachausschuss Kunst des Akkreditierungs-Instituts ACQUIN und bis 2008 im Aufsichtsrat der internationalen Kulturfabrik Kampnagel. Als künstlerischer Leiter initiierte er die internationale Ausstellung zu Strategien der Vermittlung und Präsentation von Künstlerinitiativen in der HafenCity Hamburg subvision.kunst.festival.off. Bis 2011 war er Mitglied und zuletzt Vorsitzender der Niedersächsischen Kunstkommission und im Kuratorium der Sammlung Hamburger Kunstmuseen.
Hans-Joachim Lenger (*1952) studierte Philosophie und Literaturwissenschaften in Hamburg. In den 1980er Jahren war er Chefredakteur der an der HFBK erscheinenden Zeitschrift »SPUREN in Kunst und Gesellschaft« (herausgegeben von Karola Bloch). Zum Dr. phil. promovierte Lenger mit einer Arbeit über »Sein, Technik, Aisthesis. Zur philosophischen Grundlegung ästhetischer Kategorien«. Er veröffentlicht regelmäßig philosophische, kunst- und medientheoretische Beiträge in Zeitschriften, Sammelbänden und Katalogen und ist Autor einer Vielzahl von Rundfunkbeiträgen für verschiedene Sender der Bundesrepublik, in denen er regelmäßig aktuelle Fragen kommentiert.
Wichtigste Bücher: »Zum Abschied. Ein Essay zur Differenz« (transcript), »Marx zufolge. Die unmögliche Revolution«, »Mnema. Jacques Derrida zum Andenken« (Hg. gemeinsam mit Georg Christoph Tholen), »Virtualität und Kontrolle« (Hg. gemeinsam mit Michaela Ott, Sarah Speck und Harald Strauß).
Forschungsschwerpunkte: Ontologische und ökonomische Probleme einer »Intertextualität« symbolischer Ordnungen, Geschicke der aísthesis unter medialen Bedingungen sowie Begriffe des Politischen, die kommenden Aufständen gewachsen wären.
Prof. Dr. Hanne Loreck ist Professorin für Kunst- und Kulturwissenschaften/ Gender Studies und Mitglied des Studienschwerpunkts Theorie und Geschichte. Sie arbeitet zudem als freie Autorin und Kunstkritikerin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Subjekttheorie, Fragen ästhetisch-politischen Handelns sowie Theorien des Bildes und der Wahrnehmung. Sie war als Dozentin und Gastprofessorin an zahlreichen Universitäten und Kunsthochschulen tätig, bevor sie 2004 an die HFBK Hamburg berufen wurde.
Melián, 1956 in München geboren, begann zunächst ein Musik-Studium, unter anderem am Richard-Strauss-Konservatorium in München, bevor sie an der Münchener Akademie der Bildenden Künste und in London Kunst studierte. Seit den 1980er Jahren ist sie Sängerin und Bassistin der Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) und war ab 1980 sechs Jahre lang Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift »Mode und Verzweiflung«. Als Musikerin brachte sie zudem mehrere eigene Alben heraus. Lehrerfahrung sammelte Melián außer an der HFBK Hamburg auch an der Münchener Akademie der Bildenden Künste und an der ETH Zürich, Department Kunst und Architektur.
In ihrer künstlerischen Arbeit entwickelt Melián vielschichtige Erinnerungsfelder, die komplexe Zusammenhänge aus inhaltlichen Referenzen und Zitaten herstellen. Ihre Vorgehensweise hat sie einmal als »Politik der Erinnerung« bezeichnet. Meliáns Arbeiten geht eine intensive Recherche voraus. Aus einer Vielzahl verschiedener Erzählstränge konstruiert die Künstlerin narrative Spannungsbögen, in denen historische Fakten mit privaten Erinnerungen und Geschichten kontrastieren. Objekte, Fotografien, Filme, Musik und Texte verbindet sie zu gattungsübergreifenden Installationen und audiovisuellen Projekten, deren wechselseitigen Bezüge tief in den gesellschaftspolitischen und zeitgeschichtlichen Kontext hineinwirken.
Nach einer Gastprofessur im vorangegangenen Sommersemester ist Anselm Reyle seit Herbst 2009 Professor im Studienschwerpunkt Malerei/Zeichnen an der HFBK Hamburg.
Anselm Reyle (*1970) hat an der Akademie der Künste in Karlsruhe Malerei studiert, er lebt und arbeitet in Berlin. Anselm Reyle ist mit Bildern, Reliefs und Skulpturen bekannt geworden, für die er u. a. mit Materialien wie PVC-Folie, Autolacken, Spachtelmasse, Acryl, Spiegel, Beton oder auch mit LED-Leuchten experimentiert. In seiner Malerei wie in seinen Skulpturen spielen Fundstücke eine große Rolle, ob es sich dabei um malerische Gesten und Motive anderer Maler oder auch um Alltagsobjekte oder Skulpturen handelt, er eignet sie sich an, nicht zuletzt auch, um die mit ihnen assoziierten Klischees aufzurufen und zuzuspitzen.
Koordination
Peter Müller arbeitet künstlerisch im Bereich Video/Installation und kulturwissenschaftlich-sozialphilosophisch zu gesellschaftlichen Subjektivierungsverhältnissen durch massenmediale Formatierungen.
Er studierte Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Freie Gestaltung an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main sowie Bildhauerei an der Universität Kapstadt.
Von 2011 bis 2014 war er Promotionsstipendiat im DFG-Graduiertenkolleg »Sichtbarkeit und Sichtbarmachung – Hybride Formen des Bildwissens« mit Sitz an der Universität Potsdam. Institutionelle Stationen davor waren das Comperative Media Studies-Programm am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, das Fine Art Department an der Jan van Eyck Academie Maastricht und das Programm art, science & business an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart.
Vom Deutschen Akademischen Austauschdienst erhielt er Jahresstipendien, von der Hessischen Kulturstiftung ein zweijähriges Reisestipendium für Irland und Japan.
Ausstellungs- und Festivalbeteiligungen (in Kollaboration) waren in Berlin (Haus der Kulturen der Welt; Archive Books), Kapstadt (South African National Gallery), Köln (Museum Ludwig), Cineteca de Madrid, München (Lothringer13), Paris (Palais de Tokyo) oder Oberhausen (Kurzfilmtage).